Neuseeland Auf den Spuren des Hobbits
Wie für "Der Herr der Ringe" drehte Regisseur Peter Jackson in seiner Heimat Neuseeland. Denn das Land hat mehr zu bieten als nur Schafe.

Als es an der Tür von Ian Alexander klopft, fällt es dem Schafzüchter schwer aufzustehen. Gerade läuft Rugby im Fernsehen, Neuseelands Nationalsport. Na gut, einen Moment bitte. Der Mann an der Tür fragt, ob er von Ian Alexanders Weideflächen ein paar Fotos machen dürfe. Er erzählt, dass er auf der Suche nach Drehorten für eine Literaturverfilmung sei. Ian Alexander kennt das Buch nicht und fragt nach: "Der Herr der was?"
Das war im Sommer 1998. Drei Jahre später kam "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" in die Kinos und löste eine Welle der Begeisterung aus. Nicht nur für die Filmtrilogie, die weltweit mehr als 2,9 Milliarden Dollar in die Kassen spülte, sondern auch für die wilden, gewaltigen Landschaften Neuseelands durch die Frodo, Sam und die anderen Gefährten auf der Leinwand ziehen. Seitdem boomt die Tourismusindustrie (die Besucheranzahl stieg um 40 Prozent), denn Neuseeland ist Mittelerde. Oder wie Sean Astin, Darsteller von Sam, die Dreharbeiten beschreibt: "Es war, als sei man in einer anderen Welt. Einer mit sauberer Luft, kristallklarem Wasser und sattgrünen Bäumen. Mit bizarren Berggipfeln, gewaltigen Vulkanen, mit Flüssen und Strömen. Als hätte der Autor Tolkien zunächst diese Inseln bereist und dann erst seine Trilogie geschrieben."

Der erste Teil von "Der Hobbit", der Vorgeschichte von "Der Herr der Ringe" ist bereits in den deutschen Kinos erschienen. Wie bei der letzten Trilogie filmte das Team von Regisseur Peter Jackson in ganz Neuseeland. Auf der Nordinsel bei Te Kuiti zum Beispiel verbringt der Hobbit Bilbo Beutlin eine lange, ungemütliche Nacht mit drei Trollen. In der Nähe der Stadt Nelson auf der Südinsel lassen sich Hobbit und Zwerge in Fässern den Pelorus River hinuntertreiben. Und der , der schon als Kulisse für Tolkiens "Mordor" diente, ist auch diesmal wieder Heimat des Bösen in Mittelerde. Am "Einsamen Berg" lebt der Drache Smaug, den Bilbo bestehlen muss. Bisweilen umfasste Peter Jacksons Filmrew 600 Personen - fast schon eine kleine Stadt, die 2011 von einem Drehort zum nächsten zog. Viele Plätze waren so abgeschieden, dass sie nur per Helikopter erreicht werden konnten.

Das Dorf "Hobbingen" als Tourismus-Magnet
Mittlerweile ist ganz Neuseeland im Hobbit-Fieber. Wer mit Air New Zealand ins Kiwi-Land fliegt, den erwarten bereits an Bord Zauberer, Zwerge und Elben. Endlich am Flughafen von Wellington angekommen, fällt der Blick auf eine 13 Meter große Figur von Gollum, die an der Decke entlang kraxelt. Und beim Geldwechseln kann es durchaus sein, dass man auf einmal eine der Münzen mit dem Gesicht von Bilbo oder Gandalf in den Händen hält, die man Anfang November als Sonderauflage anfertigte - und die als legitimes Zahlungsmittel gelten. Die neuseeländische Tourismusindustrie weiß die Begeisterung für Tolkiens Welt und Jacksons Filme für sich zu nutzen. "100% Middleearth, 100% Pure New Zealand" lautet die neue Kampagne. Führungen zu den Drehorten von "Der Herr der Ringe" sind bereits jetzt eine Goldmine, nun kommen noch ein paar Schauplätze dazu.
Zurück zum Schafzüchter Ian Alexander. Der Mann an der Tür ließ einfach nicht locker. Schließlich stimmte Alexander zu und aus seinen Weideflächen in der Nähe der Stadt Matamata entstand das Dorf "Hobbingen", in dem Frodo, Bilbo und die anderen Hobbits in Höhlen unter der Erde leben. Das Dorf wurde als einzige der "Herr der Ringe"-Kulissen nicht abgerissen und lockte in den vergangenen zehn Jahren fast zwei Millionen Besucher an. Für die Dreharbeiten von "Der Hobbit" ließ Jackson "Hobbingen" wieder auferstehen. Die Höhlen wurden neu gebaut, diesmal aus echtem Stein und echtem Holz - und bleiben so der Nachwelt erhalten. Im Gasthaus "Zum Grünen Drachen" können Besucher sogar ein Getränk zu sich nehmen. Und Ian Alexander? Er und seine Familie sind nun die Hüter von "Hobbingen". Die Schafzucht haben sie deswegen trotzdem nicht aufgegeben.

"Hobbingen", die Heimat der Hobbits, entstand auf einer Farm im King Country. Eine Landschaft mit zwei Gesichtern: Farne, Hügel und Felsen oberhalb, Grotten und Höhlen unteralb der Erde.

44 Hobbit-Höhlen baute das Filmteam von Regisseur Peter Jackson. Auf einer Bank vor seiner Höhle begegnet Bilbo Beutlin zum ersten Mal dem Zauberer Gandalf.

In Mittelerde ist er der beste Fremdenführer. Für seine Rolle als Gandalf der Graue wurde Sir Ian McKellen 2002 für den Oscar nominiert.

Der Fjordland Nationalpark südlich von Queenstown war bereits Drehort in "Der Herr der Ringe". Hier kämpfte Frodo auf der Wetterspitze gegen die Ringgeister.

Östlich von Queenstown fließt der Kawarau River, Kulisse für den Fluss Anduin in Mittelerde.

Ein anderes Gewässer suchten sich die Filmemacher in der Nähe von Nelson. In Fässern treiben Hobbit und Zwerge den Pelorus River hinunter.

Die Kulisse von Bruchtal, wo Bilbo, Gandalf und die Zwerge auf ihrer Reise Zuflucht finden, liegt im Kaitoke Regionalpark nördlich von Wellington.

Die Region um Takaka auf der Südinsel Neuseelands ist in Mittelerde das "Auenland", in dem auch "Hobbingen" liegt.

In der Weite um den Lake Tekapo flüchten die Zwerge vor einem Rudel Warge, Tolkiens überdimensionale Wölfe.

Die Drehorte in Central Otago auf der Südinsel liegen mitten in der Wildnis. Elf Monate brauchten die Kulissenbauer um Edoras, die Hauptsadt Rohans, für "Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme" auf dem Plateau zu errichten.

Schneebedeckt und selten so wolkenfrei: Der 2518 Meter hohe Mount Taranaki nahe New Plymouth war als Kulisse für den "Einsamen Berg" im Gespräch. Dort lebt in "Der Hobbit" der Drache Smaug.

Gegen den Drachen müssen Bilbo und die 13 Zwerge antreten.

Angeführt werden sie vor der Kamera von Thorin Eichenschild, gespielt von Richard Armitage. Er führt die Gefährten durch die Landschaften von Mittelerde.